Für die Jugend ist auch Europa kein guter Ort

Jugend zürnt

Jugend zuernt

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zürnt

Jugend zürnt ganz offenbar. Von über bis hin zu den Krawallen in England scheint den Revolutionen, Protesten und Krawallen eines gemeinsam: Die Jugend der Protagonisten. Während in der arabischen Welt korrupte Gerontokratien für den Moment vor dem Zorn der eigenen Jugend zurückweichen (Ergebnis offen), gerät auch die nicht viel weniger verfilzte politische Kaste im Staat Israel vor den – friedlich vorgebrachten – Forderungen junger Leute nach sozialer Gerechtigkeit ins Grübeln. Klarheit dagegen in , dessen Premier die massiv randalierenden eigenen Jugendlichen kurzerhand zu Verbrechern erklärte – Diskussion unerwünscht. Jugend zürnt also unterschiedlich, aber gibt es Verbindungen?

Überschuss an Jugendlichen?

Glaubt man dem Soziologen , hat die Welt vor allem ein Problem: Einen „Überschuss“ an Jugend, genauer gesagt an jungen Männern und noch präziser an den perspektivlosen Söhnen der islamischen Welt. In “Söhne und Weltmacht” warnte Heinsohn 2003 vor dem kommenden, den hohen Geburtenraten in der islamischen Welt geschuldeten, Zuviel an frustriertem, jugendlichen Testosteron. Die männliche arabische Jugend, so das Bild, das Heinsohn heraufbeschwor, werde über kurz oder lang in ihrem hormonell bedingten, frustrationsbefeuerten Streben nach “Liebe und Ehre” über das schutzlose, überalterte herfallen. Gewissermaßen die Sarrazin-Thesen im globalen Maßstab, natürlich rein wissenschaftlich fundiert und motiviert.

Junger Protest auch in Israel

Die Ereignisse und Revolutionen in der arabischen Welt strafen Heinsohn und Konsorten allerdings Lügen. Bis auf die an den europäischen Grenzmauern abprallenden Flüchtlinge hatte die Jugend Ägyptens und Tunesiens vor allem eines im Sinn: Anteil am Geschehen in ihren eigenen Ländern. Und weniger die Biologie schien sie dabei zu befeuern, sondern viel mehr die tatsächlich fehlende gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe bei gleichzeitiger Unterdrückung durch die jeweiligen – durchweg von einer Clique alter Männer regierten – Regime. Ein gar nicht so unähnliches Bild – wenn auch in kleinerem Maßstab – bietet sich dieser Tage in Israel. Auch hier sehen sich eng zwischen Politik und Wirtschaft verflochtene Altmännerbünde mit Gerechtigkeitsforderungen der zumeist gut gebildeten Jugend des Landes konfrontiert.

Für die Jugend ist auch Europa kein guter Ort

Während allerdings die Geburtenraten in Israel und Ägypten deutlich über dem weltweiten Durchschnitt liegen und man mit einigem Recht von einem demographisch begründeten Druck der Jugend sprechen könnte, gibt es in Europa immer weniger und Jugendliche. Das ist in England nicht anders und doch – um in Heinsohns Worten zu bleiben – brach sich dort in den letzten Tagen der Zorn der Jugend auf eine Art und Weise Bahn, gegen die sich der 1. Mai in Berlin wie ein großes Familienfest ausnahm. Dass das Anzünden von Häusern und das Plündern von Geschäften kriminelle Akte sind, werden wir dem britischen Premier nicht in Abrede stellen. Dass eine solche Gewaltwelle aber ihre Ursachen hat, die nicht nur in der durchaus vorhandenen Prügelkultur in England begründet liegen kann, ist ebenso klar. Zieht man die europäischen Statistiken zu Rate, fällt zumindest eines auf: In jedem (!) europäischen Land ist die unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen höher als der jeweilige Durchschnittswert. Das allein ist keine Erklärung, aber ein Hinweis auf eine Entwicklung, die Besorgnis erregen muss: Für die eigene Jugend ist auch Europa nicht nur ein guter Ort.

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