Was haben die Anschläge vom 11. September 2001 mit den Revolutionen in der arabischen Welt zu tun?

Vom 11. September zur Arabellion?

Vom 11. September zur Arabellion?

Vom 11. September zur ?

Zehn Jahre liegen zwischen den Anschlägen vom 11. September 2001 und den Aufständen in der arabischen Welt, die in , und wohl auch in zum Sturz von Diktaturen geführt haben. Während in New York Gedenkfeiern für die Opfer der Anschläge vom 11. September vorbereitet werden, in Präsident Assad versucht, sich mit Massenmord über Wasser zu halten und Muammar Al-Gaddafi sich womöglich in irgendeinem Loch versteckt wie irakischer Vorgänger, ist der Ausgang der “Arabellion” auch in den “befreiten” Ländern völlig offen. Naturgemäß – welcher Publizist würde sich diese Möglichkeit entgehen lassen? – mehren sich gleichwohl in diesen Tagen die Stimmen, die die Dekade zwischen 2001 und 2011 als kausalen Nexus verstanden wissen wollen. Aber gibt es tatsächlich eine gerade Linie vom 11. September 2001 zu den Revolutionen in der arabischen Welt?

Was haben die Anschläge vom 11. September 2001 mit den Revolutionen in der arabischen Welt zu tun?

Von einem Sieg des Westens im Krieg mit Al Quaida wird da gesprochen und vom Ende des Islamismus, der sich mit dem 11. September demnach sein eigenes Grab geschaufelt hätte. Und über diese im Brustton der offenbar bereits historisch verbürgten Überzeugung vorgebrachten Deutungen hinaus wird uns noch als geistiger Vater der Aufstände in der arabischen Welt präsentiert. Mit seiner 2003 verkündeten “Freiheitsagenda” und den Kriegen in Afghanistan und dem Irak (mit denen sich nach Barack Obama vermutlich noch weitere von Bushs Nachfolgern werden befassen müssen), so sieht es der Gastkommentator des “Tagesspiegels”, habe Bushs “kluge Politik” die Arabellion mit ausgelöst. Bush habe, so Jacob Heilbrunn, eigentlich Mitherausgeber der straff konservativen Monatszeitschrift “The National Interest” und prominenter “Neocon”, den arabischen Diktatoren und deren Untertanen deutlich gemacht, dass ihre Zeit abgelaufen sei und sich gegen eine weitere Kooperation mit diesen “Schurkenstaaten” ausgesprochen”.

Westliche Selbstbeweihräucherung

Dass sich hier jemand die Welt so konstruiert, wie sie ihm passt, ist offensichtlich. Als hätten die USA unter Bush aufgehört, beste Beziehungen zu Diktatoren der zahlungskräftigen und ölreichen Sorte zu pflegen – um nur einen Punkt zu nennen. Aber auch wenn diese Deutung der Dinge in ihrer Tendenz allzu offensichtlich anmuten mag, legt sie doch frei, was viele Artikel, die den 11. September und die Ereignisse in der arabischen Welt zehn Jahre später verknüpfen möchten, verbindet. Es ist die dem aufmerksamen Beobachter nicht neue Grundüberzeugung des “Westens”, dass die Entwicklungen in der Welt – vor allem die “Guten” – nur einen Ursprung haben können: Eben diesen “Westen”. Gut dialektisch könnte man nun im Sinne der Frage nach der Henne oder dem Ei erwidern, ob denn in diesem Fall nicht vielmehr Osama bin Laden oder gar Ajatollah Chomeini die Ehre gebührte. Aber mit Polemik lässt sich dieser Fall von chronischer Arroganz und Selbstbeweihräucherung leider nicht.

Ein weiter Weg

Zehn Jahre nach dem 11. September 2001 ist die wichtigste Außenpoltische Aufgabe, die sich den westlichen, besonders den europäischen Industrienationen stellt, die der Schaffung einer tragfähigen Partnerschaft mit der arabischen Welt. Wenn diese Aufgabe ernst genommen wird, muss eine solche Partnerschaft endlich auf Augenhöhe stattfinden. Die hartnäckige Überzeugung, am eigenen Wesen werde und müsse die ganze Welt genesen, macht eines deutlich: Es ist ein langer Weg. Ein erster Schritt auf diesem Weg wäre, anzuerkennen, dass in Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien Menschen ihre Zukunft in die eigenen Hände genommen haben, unter dem Risiko des gewaltsamen Todes. Aber zehn Jahre nach dem 11. September 2011 hat sich auf dieser Welt eben doch weit weniger verändert, als viele gern glauben möchten.

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