Der Bürgerkrieg in Libyen, Gaddafi und der Westen

Nichts ist gut in Libyen

Nichts ist gut in Libyen

Nichts ist gut in

Die Bilder und Berichte, die uns in diesen Tagen aus Libyen erreichen, sehen so ganz anders aus, als das, was wir – aus der Ferne – in und zuvor in beobachtet haben. Wer da dachte, dass auch in Libyen ein Diktator nach den ersten Erfolgen der Revolutionäre abtreten würde, wurde mittlerweile von Muammar al- eines besseren belehrt. Während der Westen – angesichts des afghanischen Debakels nicht einmal unverständlich – zögert, sich zur Bürgerkriegspartei zu erklären, scheint nur eines klar: Nichts ist gut in Libyen. *

Der Bürgerkrieg in Libyen, Gaddafi und der Westen

Dass das Land dauerhaft im Bürgerkrieg versinkt, erscheint im Moment wahrscheinlicher als andere Möglichkeiten. Im Klartext ausgedrückt, wird sich die westliche Staatengemeinschaft fragen müssen, ob man das zu erwartende massenhafte Sterben und Töten von außen beobachten oder daran teilnehmen will. Keine schöne Wahl. Während Tunesiens Staatschef Ben Ali es ja beinahe kaum erwarten konnte, mit seinen erbeuteten Millionen das Land zu verlassen und auch Hosni von seinem Militär ziemlich rasch fallen gelassen wurde, liegt die Sache bei Muammer al-Gaddafi anders.

Libyen hat keinen Präsidenten

Denn Libyens Langzeit-Revolutionsführer Gaddafi hat nie versucht, seinen Status durch einen pseudodemokratischen Präsidenten-Titel zu verschleiern. Seinem Selbstverständnis nach ist ein Rückzug tatsächlich nicht vorgesehen. Wenn Außenminister Westerwelle davon spricht, Gaddafi könne nicht “im Amt” bleiben, so spiegelt das die Verkennung der libyschen Verhältnisse auf das Deutlichste wider. Was Gaddafi in seinem Land ausübt – wenn auch de facto nur noch in Teilen dieses Landes – ist kein Amt. Es ist eine hochpersonalisierte Form der Diktatur, die man mit als “charismatische Herrschaft” bezeichnen kann.

Nur Sieg oder Tod für Gaddafi?

Man scheut zurecht den historischen Vergleich, aber ebenso wie im Falle Adolf Hitlers (ab spätestens 1942) ist dem libyschen Diktator zuzutrauen, lieber zahllose Menschen mit in den eigenen Tod zu reißen, als abzudanken. Dass er trotz aller Behauptungen über den Zerfall oder den mangelnden Ausbildungsstand seiner Armee, weiterhin über die Machtmittel verfügt, dieses Szenario in die Tat umzusetzen, ist ein Eindruck der sich im Moment eher verdichtet als verflüchtigt. Nichts ist gut in Libyen und für den Westen steht eine Entscheidung an, die den Kern des eigenen Selbstverständnisses betrifft. Man sieht und hört freilich nichts davon.

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*Eingedenk unserer eigenen, an dieser Stelle bekundeten Position zu Herrn zu Guttenbergs Plagiantentum, geben wir freimütig zu, dass wir die Inspiration zu dieser Zeile der ehemaligen EKD-Vorsitzenden und Landesbischöfin Dr. Margot Kässmann verdanken.

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