Basisdemokratischer Krieg gegen Türme: Die Schweiz und die Minarette.

Volksabstimmung gegen Minarette

Anti-Minarett-Plakat in der Schweiz

Ein Plakat der Anti--Kampagne in der

Unheilige Allianz setzt das Minarett-Verbot in der Schweiz durch.

Haben Sie das Plakat gesehen, mit dem die Initiatoren des Schweizer Minarett-Volksentscheids für das Verbot von weiteren Turmbauten geworben haben? Eine Schweizer Fahne ist zu sehen, mehr als zur Hälfte verdeckt von sieben schwarz dräuenden Minaretten, die in ihrer Gestaltung an Saddam Husseins “Scud”-Raketen denken lassen (Wissen Sie noch? Der Feind der „guten Rakete“ mit dem klingenden Namen „Patriot“). Dazu im linken Vordergrund eine schwarz verhüllte Frauengestalt, die den Betrachter böse anzufunkeln scheint. Schließlich das Wort “Stopp” in fetten schwarzen Lettern und ein rotes “Ja” mit dem kleiner gedruckten Zusatz “zum Minarett-Verbot”.

Eine gestalterische Meisterleistung. Dieselbe PR-Agentur hat auch den letzten Wahlkampf der österreichischen FPÖ (Sie wissen schon, die frühere Partei von Jörg Haider, r.i.p.) im Bundesland Vorarlberg ebenfalls graphisch aufmunitioniert.

Die SVP (Schweizerische Volkspartei), das eidgenössische Pendant zu Haiders brauner Ex-Truppe, steht nach dem Ergebnis das Entscheids nun als die große Siegerin da. Soweit, so klar.

Dass offenbar viele Kommentatoren in der Schweiz und in Europa vom Ergebnis der landesweiten Stammtischaktion überrascht sind, muss hingegen verwundern. Für mehr Durchblick hätte es genügt, öfter in die “Blick”, beziehungsweise die Online-Foren dieser größten schweizerischen Boulevardzeitung schauen, wo man Volkes Stimme und Volkes Angst ungeschminkt vernehmen kann. Dieses Medium nicht wahrzunehmen, ist dasselbe, wie über einen Wahlkampf in Deutschland zu sprechen, ohne “Bild” zu lesen: fahrlässig.

Und wo wir bei Parallelen sind: Diese üble Entscheidung – und darauf setze ich mein Jahresgehalt inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld – würde in Deutschland und Österreich genauso ausfallen. Ein Glück haben die Ösis und wir wenigstens dieses eine Mal in Geschichte aufgepasst und uns ein gesund-elitäres Misstrauen gegenüber dem “Demos” (dem Wahlvolk) angeeignet (oder bewahrt?).

Das eigentlich Gruselige an dieser traurig-absehbaren basisdemokratischen Posse, die nicht die letzte ihrer Art in Europa gewesen sein wird, ist aber etwas Anderes, wenn auch nicht Überraschenderes:

Fast alle Parteien in der Schweiz – von Christ- bis Sozialdemokraten – springen auf den SVP-Zug auf. Und vor allem ihre „jungen Wilden“ (bei uns wären das Philipp Mißfelder und irgendein/e Juso) fordern lauthals Integration von den Schweizer Muslimen, die gerade einmal 5-6% (!) der Bevölkerung ausmachen.

“Blick” verkündet erleichtert: “Rechts und Links vereint”. Schöne Aussichten.

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