Bauwerk

Kartause Ittingen

1. Allgemeines zur Geschichte der Kartause Ittingen

Die Kartause Ittingen ist ein ehemaliges der Kartäuser und heutiges Schulungs- und Seminarzentrum im Kanton Thurgau, Schweiz.

Gegründet wurde das Kloster 1150 und gehörte zunächst den Augustinern. 1461 wurde die Anlage an die Kartäuser, einem seit 1084 existierenden Eremiten-Orden, verkauft und 1524 im Ittingersturm zerstört, danach aber im Zuge der Gegenreformation wieder aufgebaut. 1798 verboten die Behörden der Helvetik die Aufnahme von Novizen und erklärten das Klostervermögen zum Staatsbesitz; zur endgültigen Aufhebung des Klosters kam es 1848. Seitdem leben keine Mönche mehr im Kloster.

Von 1867 bis 1977 war die Anlage in Privatbesitz. Danach wurde sie von der Stiftung Kartause Ittingen übernommen und 1979 bis 1983 umfassend restauriert. Der Kanton Thurgau richtete in den inneren Klosterräumen das Ittinger Museum ein, das 1983 eröffnet wurde. Darin kann man eine fast vollständig erhaltene Kartause besichtigen und die Lebensweise der Mönche kennenlernen.

Die Kartause beherbergt auch das Kunstmuseum des Kantons Thurgau für moderne und zeitgenössische Kunst, und das tecum, ein evangelisches Begegnungs- und Bildungszentrum.

2. Gärten und Selbstversorgung

Alte Ansichten des Klosters zeigen, dass bereits die Kartäusermönche ihre Gärten mit Sorgfalt pflegten. So bepflanzte nicht nur jeder Mönch den kleinen Garten vor seiner Zelle, dessen Gestaltung ganz seinem Geschmack überlassen blieb. Der kleine und der große Kreuzgarten im Innern des Klosters bildeten Orte der Ruhe und Meditation, während ausgedehnte Flächen in der äußeren Klausur für den Gemüseanbau genutzt wurden. Auch nach der Auflösung des Klosters werden diese Flächen weiterhin für Gemüse- und Obstanbau und als Weiden genutzt.

Portal der Kartause Ittingen

Portal der Kartause Ittingen

Selbstversorgung war für die Kartäusermönche eine Selbstverständlichkeit. Auch heute noch wird genutzt, was auf rund 100 Hektar Feld, Rebbergen, Wald und Gärten sowie in den Stallungen und Gewässern lebt und gedeiht. Heute geht es aber darum, Gäste der Kartause kulinarisch zu verwöhnen. Vieles stammt dabei aus eigener Produktion. Die Rohprodukte werden in den modernen Betrieben der Kartause zu hochwertigen Spezialitäten und Materialien verarbeitet, wobei auf Nauturbelassenheit allerhöchster Wert gelegt wird. Ob Rohmilchkäse oder Strohwein, Bärlauchbratwurst oder Kuchen, Obst oder Gemüse oder das „Ittinger Klosterbräu” aus eigenem Hopfen gebraut. Der Blumenschmuck stammt aus den eigenen Gärten. Die Kräuter werden zu verschiedensten Produkten verarbeitet.

3. Die Kirche der Kartause

Die Anlage spiegelt die autonome Lebensweise ihrer Bewohner wider. In den ehemaligen Wirtschaftsbauten im Hof sorgten Knechte und zeitweise Laienbrüder für den Lebensunterhalt der Mönche. An die schließen sich rund um den kleinen Kreuzgarten die Räume an, die dem Gemeinschaftsleben dienten. Die charakteristische Besonderheit eines Kartäuserklosters ist der große Kreuzgang, der die einzelnen Mönchszellen mit der Kirche verbindet.

Bauliches und geistiges Zentrum und zugleich künstlerischer Höhepunkt der Anlage ist die Kirche, die einzig der Mönchsgemeinschaft diente. Sie enthält weder Orgel noch Kanzel, der sogenannte Lettner schneidet sie in zwei Bereiche. Der gotische Baukörper wurde im 18. Jh. reich ausgeschmückt. Einer ersten Phase um 1700 verdanken wir das prachtvolle Chorgestühl. 1763 wurde der Raum völlig barockisiert.

Bildquelle: Wikimedia Commons

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