Bauwerk

Stiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen

1. Geschichte der Stiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen

Die Stiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen im Tal ist die Kirche eines mittelalterlichen Ritterstifts und gilt als eines der ältesten erhaltenen Bauwerke der in . Das Westwerk stammt aus ottonischer Zeit (Ende 10. Jh.), die frühgotische Basilika, Chor und Querhaus von 1269-74, das Langhaus wurde ab 1280 gebaut.

Die Kirche wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 965 als Besitz des Bistums Worms erwähnt, bestand vermutlich aber schon seit dem 7. Jahrhundert als Teil eines Klosters. Die Wandlung in ein weltliches Chorstift datiert vermutlich ebenfalls in die Zeit des Bischofs Hanno von Worms (950–978). Wie die meisten Ritterstifte diente die Einrichtung der Versorgung nachgeborener Söhne von Adligen, denen aufgrund der Erbfolge keine Gebietsherrschaft zufiel und die aus diesem Grund zumeist hohe geistliche Ämter anstrebten. Die adligen Chorherren legten üblicherweise keine Gelübde ab, führten keine strenge Lebensweise und gaben ihr Stiftsleben auch häufig wieder auf, wenn sie anderweitig zu Wohlstand oder Gütern gekommen waren. Ein Stiftsprobst ist urkundlich erstmals 1068 belegt.

Im 13. Jahrhundert war die Kirche stark verfallen und wurde ab 1269 durch Richard von Dietensheim gemeinsam mit dem Stiftsgebäude neu erbaut, wobei nur wenige Bauteile des frühromanischen Vorgängerbaus erhalten blieben. Der neue Hauptbau wurde dabei von einem Steinmetz aus Paris im damals neuen Stil der Gotik errichtet. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Kirche nach Norden hin um einen Kreuzgang erweitert. Um 1480 wurde die gewölbte Decke über dem Kirchenschiff vollendet, womit die Kirche im Wesentlichen ihre heutige Gestalt als dreischiffige Basilika mit zwei Türmen erreicht hatte.

Die frühen gotischen Merkmale der Kirche werden oft mit baulichen Merkmalen von Notre Dame in Paris und dem Straßburger Münster verglichen, die ebenfalls als frühe gotische Bauwerke um dieselbe Zeit entstanden sind.

Der nördliche Anbau der Kirche wurde ab 1488 von den Stiftsherren bewohnt. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden um die Kirche die alte und neue Dechanei, die heute das Ensemble abrunden.

Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss, der das Ritterstift Hessen-Darmstadt zusprechen sollte, ergriffen hessische Truppen im September 1802 Besitz von dem . Erst im Anschluss daran erwarb Hessen auch den Rest der ehemaligen Reichsstadt Wimpfen, die zunächst an Baden gefallen war. 1947 wurde das mit den vertriebenen Benediktinermönchen der Abtei Grüssau neu besetzt, wobei bis 2006 wegen Überalterung und Mitgliederschwund das Klosterleben in St. Peter abermals erlosch.

2. Gestalt des Baus

Das blockhafte Westwerk mit dem aufgehenden achteckigen Turmpaar, dem Stufenportal in hoher, tiefer Rundbogennische sowie einer Kaiserloge im Inneren gehörte ursprünglich einem nach 965, eventuell auch erst im 11. Jh., errichteten frühromanischen Zentralbau an. Die zugehörige Westvorhalle vom Ende des 11. Jh. ist im aufgehenden Mauerwerk erhalten. Der ergrabene Zentralbau selbst, ein Zwölfeck mit innerem Sechseck und doppelgeschossigem Umgang, an den im Osten eine gestaffelte, in Apsiden endende Choranlage anschloss, folgte im Grundriss vielleicht einer älteren polygonalen Taufkapelle, die ihrerseits über den Resten eines römischen Castrums errichtet worden war.

Tympanon des Südportals an der Stiftskirche Bad Wimpfen

Tympanon des Südportals an der Stiftskirche Bad Wimpfen

Einer zeitgenössischen Quelle zufolge hat „ein in der Architektur sehr erfahrener Steinmetz, der aus Paris in Frankreich gekommen ist [...] das Gotteshaus aus behauenen Steinen nach französischer Art errichtet und den Bildschmuck mit viel Fleiß geschaffen.“ Die Identität dieses Steinmetzen mit Erwin von Steinbach, dem Meister der Straßburger Westfassade, wird in der Forschung nach wie vor diskutiert. Neben Freiburg und Straßburg zählt diese Querhausfassade zu den frühesten Adaptationen nordfranzösischer Fassadengestaltungen in Deutschland.

Ab etwa 1280 setzte der Bau des basilikalen Langhauses ein, das seine Gewölbe erst im 15. Jh. erhielt. Viele seiner Einzelformen, zumal im Süden, wurden im 19. Jh. ergänzt. Allein das östliche Joch blieb im Originalzustand erhalten. Offensichtlich hatte man sich vor Baubeginn des Langhauses für die Beibehaltung des romanischen Westwerks entschieden. Dafür spricht nicht nur seine axiale Ausrichtung, die wieder auf den älteren Westbau Bezug nimmt, sondern auch die Ausbildung einer Schaufassade am Südquerhaus, die eventuell als Ersatz für eine nunmehr entfallende gotische Westfassade gedacht war.

Wohl nach 1280 entstand ihre figürliche Ausstattung, die um das Thema des Jüngsten Gerichtes kreist.

Bildquelle: Wikimedia Commons

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