Kuscheltiere oder: Wie man Wahlen in Berlin gewinnt

Wahlen in Berlin

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Kuscheltiere oder: Wie man in gewinnt

Er wirft tatsächlich Stoffbären ins Publikum. , regierender Bürgermeister von Berlin fühlt sich drei Wochen vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus ganz offenkundig sicher. Und am Ende seiner Wahlkampfauftritte fliegen sie dann, die “Wowi-Bären” und die Leute strecken sich nach ihnen wie die Kinder nach Bonbons zu Karneval. Kuscheltiere als Wahlhelfer aber auch auf den Plakaten der Berliner : Da sitzt Wowereit offenbar in einer Berliner Kindertagesstätte mit den Kleinen im Stuhlkreis. Seine Nachbarin, ein kleines Mädchen von vielleicht vier Jahren ergreift die Gelegenheit und greift ihm strahlend mit ihrer Krokodil-Handpuppe ins Gesicht, das beinahe völlig hinter dem Stofftier verschwindet. Ja, es sind Wahlen in Berlin, aber Wahlkampfthemen scheint es keine zu geben.

Am 18. September sind in Berlin Wahlen, einen Wahlkampf gibt es aber nicht

Fast schon konsequent sozialpädagogisch kommt der Wahl”kampf”-Slogan der SPD denn auch daher: “Berlin verstehen.” Man wird so richtig schön eingelullt, wie es in der deutschen Politiklandschaft nur Wowi wirklich kann. Warum sollten sie sich aber auch mehr Mühe geben? Frank Henkel von der , der vor allem gegen ein massives Unbekanntheits-Problem zu kämpfen haben wird, wirbt mit “Damit sich was ändert!” Sinnfällig findet man als Kommentar auf zahlreichen -Plakaten die hinzugefügte Frage “Was denn?”. Die Grünen wiederum, ihrer Kernkompetenz zumindest im Bund von der Regierung beraubt, haben dem Treiben auch nichts entgegenzusetzen, außer “RadlerInnen wählen Grün” – das wird Renate Kühnast bei den Wahlen nicht genügen. Die Berliner , als Regierungspartei auch ohne die Möglichkeit, einen scharfen Oppositionswahlkampf zu führen, spielt mit “Für das soziale Berlin” auf Sicherheit.

Law and order gegen Kuscheltiere

Sieht man also von den gewohnt reißerischen Kampagnen einiger Splitterparteien ab – Photos von gequälten Tieren, hochgereckte Fäuste für den Kommunismus und das unsägliche “Gas geben” der (ja, so etwas ist in Deutschland erlaubt!) – herrscht Kuschelstimmung. Nicht einmal Wowereits recht lahme Kommentare zur Brandanschlags-Serie auf Berliner Autos hat die CDU für sich wirklich nutzen können. Law and order-Parolen sind gegen Kuscheltiere aber auch nicht einfach. So scheint es also, als ob der Regierende die Wahlen in Berlin mehr oder minder kampflos für sich entscheiden wird; sicher nicht mit absoluter Mehrheit, aber mit genug Stimmen, dass es hinterher Wowibären regnen kann.

Nur warten und lächeln

Und warum auch nicht? Wenn weder die Grünen, die ihre Spitzenkandidatin in einem einjährigen Wahlkampf komplett verschlissen haben, noch die CDU, die seit Eberhard Diepgen in Berlin keinen Fuß auf den Boden bekommt, den Amtsinhaber wirklich anzugreifen vermögen – von der Linken einmal zu schweigen -, dann gewinnt eben vor allem der abgeklärteste Kandidat die Wahlen in Berlin. Wowereit musste nur warten und lächeln; darin schlägt ihn keiner und so wird die Stadt weiter von dem Mann regiert werden, der im Moment am besten zu ihr passt. Kuscheltiere für Alle.

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