Bund der Steuerzahler legt Schwarzbuch 2013 vor

Die Steuerzahler und der Mittelabfluss

St. Mamas, Schutzpatron der Steuerzahler

St. Mamas, Schutzpatron der

Bund der Steuerzahler rügt Verschwendung im Schwarzbuch 2013

Alljährlich legt der Bund der Steuerzahler seinen Bericht zur Verschwendung von Steuergeldern in Deutschland vor, das mittlerweile sogenannte “Schwarzbuch”. Auf gut einhundert Seiten werden darin Fälle geschildert, in denen die öffentliche Hand – Bund, und – nach Ansicht des Bundes der Steuerzahler allzu freigiebig mit unser aller Steuergeldern umgegangen ist. Eine Gesamtsumme der laut Bericht verschwendeten Steuergelder kommuniziert der Bund der Steuerzahler erstmals nicht mehr. Schade eigentlich – wir ermuntern an dieser Stelle ausdrücklich jeden, es sich am Wochenende mit Steuerzahler-Schwarzbuch und Taschenrechner so richtig gemütlich zu machen.

Dem Steuerzahler aufs Konto

Die Einzelfälle, die das Schwarzbuch dem interessierten Steuerzahler präsentiert, sind zum Teil seit Jahren bekannt, wie die -Milliardengräber in Berlin und Kassel-Calden. Zum Teil sind es Fälle von – wie hieß es über Bischof ? – “höfischem Amtsverständnis”: Besonders teure und oft wenig haltbare Prestigeobjekte. Prunkvolle Rathäuser, natursteinerne Bahnhofsvorplätze und dergleichen wurden da dem Steuerzahler aufs Konto gedrückt. Die Bundesministerien für Entwicklung und Gesundheit hingegen taten sich im Wahljahr mit besonders teuren Veröffentlichungen hervor, die kostenlos an Freunde, Förderer und potentielle Wähler versandt wurden – die FDP hat das auch nicht gerettet. Und dann werden die Steuerzahler noch für Vorhaben zur Kasse gebeten, die schlichtweg surreal daherkommen (zumindest bis auf die völlig real dafür berappten Euros):

Surreale Projekte, reale Euros vom Steuerzahler

Da ist etwa auf einer Autobahn-Raststätte eine unter Denkmalschutz gestellte (!), ausrangierte Autobahnbrücke zu besichtigen, die für sechsstellige Summen erhalten werden muss. Andernorts hat der Steuerzahler, ohne dies wohl so recht mitzubekommen, Brücken finanziert, die es – bekanntlich flugtüchtigen – Fledermäusen ermöglichen soll, eine Ortsumgehung zu queren. So geht es weiter und weiter, von leerstehenden nagelneuen Klinikneubauten bis zu versehentlich abgerissenen Fußgängerbrücken. Die dicksten Brocken, will sagen die größten Summen, entfallen dabei auf mehr oder weniger bekannte Großprojekte: Flughafen BER, Elbphilharmonie, Bundeswehr-Drohnen und Raketenabwehrsysteme (beides für Milliardenbeträge entwickelt, dann eingemottet) und – warum hat das in der NSA-Farce eigentlich keiner erwähnt? – nicht zuletzt die obszön große und entsprechend teure neue -Zentrale in Berlin.

Zwei Faktoren für Steuerverschwendung

Hat man sich durch den Bericht des Bundes der Steuerzahler halbwegs durchgekämpft, kommt man zu dem Schluss, dass es vor allem zwei Faktoren sind, die diese unanständigen Ausgabenexzesse angesichts der höchsten Staatsverschuldung aller Zeiten verursachen. Zum einen fehlt bei Planung und Durchführung von Großprojekten offenbar standardmäßig jede Kontrolle. Die Häuslebauer unter uns Steuerzahlen wissen ziemlich genau, was ein solcher Schlendrian bereits im Kleinen bedeuten kann. Zum anderen ist es das behördliche Zauberwort des Mittelabflusses (das gerade jetzt zum beginnenden Jahresende wieder in zahlreichen Amtsstuben für Aufregung sorgen wird).

Zauberwort

Und so funktioniert es: Wenn eine Kostenstelle – wie man das betriebswirtschaftlich ausdrücken würde -, also eine Arbeitseinheit, die zu Jahresbeginn ein bestimmtes Budget erhält, diesen Etat am Jahresende nicht ausgegeben hat, erhält sie aller Voraussicht nach im nächsten Jahr weniger Geld. Man muss kein Finanzgenie sein, um die Anreizstruktur dieses Systems zu verstehen; Effizienz ist davon das Gegenteil. Änderung nicht in Sicht; Steuerzahler sei Dank! Bitteschön, eigentlich nicht so gern.

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  • Stefan Wehmeier

    Dass man Schulden
    nur bei jemandem machen kann, der Geld übrig hat und zum Verleih bereit ist,
    kann als bekannt vorausgesetzt werden (nur nicht bei denen, die an eine
    „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“ glauben, und nur deshalb wurde dieser
    Mythos in die Welt gesetzt). Weniger bekannt ist dagegen, dass dieses leihweise
    Aufnehmen überschüssiger Geldmittel nicht nur möglich, sondern in jeder
    Volkswirtschaft zwingend notwendig ist. Denn ohne deren Rückführung über
    Kredite würde die in den Ersparnissen angesammelte Kaufkraft in der Wirtschaft
    fehlen! Als Folge käme es nicht nur zu Unterbrechungen des Geldumlaufs, sondern
    in gleicher Höhe auch zu Nachfrageausfällen. Und das könnte letztlich sogar
    jene Leistung betreffen, die der Sparer selbst in den Markt eingebracht, aber
    nicht durch eigene Nachfrage ausgeglichen hat.

    Normalerweise
    werden solche Ersparnisbildungen durch die Kreditaufnahmen anderer
    Wirtschaftsteilnehmer wieder zu nachfragewirksamer Kaufkraft, vor allem über Investitionen
    der Unternehmen. Gehen jedoch die Ersparnisbildungen über deren Bedarf hinaus,
    dann versucht man, nicht zuletzt durch exzessive Ausweitungen der Werbung, die
    Privathaushalte zum Kauf auf Pump anzuregen, wie das seit den 1960er Jahren –
    mit Hilfe der aus den USA importierten ersten „Kundenkreditbank“ – zunehmend
    üblich wurde. Da aber auch dieser Ausweg seine Grenzen hatte und die
    Geldvermögen immer weiter und rascher zunahmen, blieben schließlich nur noch
    die Staaten zur Schließung der Kreislauf-Lücken übrig.

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/02/schuldenbremse-und-wachstum.html