Bill Gates über arm und reich in der Welt
Arm und reich
Freitag, 24. Januar 2014 von AK
Arm und reich
Arm und reich. Vermutlich seit es Menschen gibt, ist der Gegensatz zwischen arm und reich eine, wenn nicht die grundlegende Unterscheidungslinie. Angesichts dessen kann man das mediale Aufsehen gut verstehen, wenn Bill Gates, Microsoft-Mitgründer und nach allen wirtschaftlichen Maßstäben reich, die nahende Überwindung eben dieses Gegensatzes von arm und reich voraussagt. Schlagzeilen wie “Bill Gates sagt Welt ohne Armut voraus” machen etwas her und angesichts des tagespolitischen, weitgehend visionsfreien Klein-Klein ist etwas Prophetie immer willkommen.
Bill Gates über arm und reich in der Welt
Was also meint Gates, dessen Stiftung mittlerweile als die größte wohltätige Organisation der Welt gilt, wenn er über arm und reich spricht? Er spricht, und das ist die erste wichtige Einschränkung, über reiche und arme Länder. Bis 2035, so Gates in dieser Woche, werde es praktisch keine armen Länder mehr geben. Damit ist zunächst klar, dass der Gegensatz von arm und reich dezidiert im staatlichen Aggregat verhandelt wird. Über die Ebene unterhalb der gesamtstaatlichen ist damit noch nichts gesagt, oder zumindest nur mittelbar. Denn der Glauben an die wohlstandsmehrende Wirkung der “Unsichtbare Hand des Marktes” für den Einzelnen armen Menschen darf doch mittlerweile als nachhaltig erschüttert gelten. Die vielzitierte “Schere zwischen arm und reich” ist, gerade in den reichen Ländern der Welt eben nicht dabei, sich zu schließen.
Interessen und die Grenzen des Wachstums
Dennoch lässt sich natürlich noch immer das Argument führen, dass die Chancen eines einzelnen Menschen, der Armut zu entkommen und die Seite des Grabens zwischen arm und reich zu wechseln, größer werden, je besser es seinem Land wirtschaftlich geht – mit zahlreichen Einschränkungen freilich. Nun ist aber – die regelmäßig kläglich scheiternden UN-Gipfel zu Armut oder Hunger schreien es geradezu heraus – die Unterscheidung von arm und reich und ihre Überwindung – wie alles politisch relevante – zuallererst eine Frage des Interesses. Wenn man nicht (noch) Anhänger von Theorien über geradezu teleologisch postuliertes, unbegrenztes wirtschaftliches Wachstum ist, bedeuten Verschiebungen zwischen arm und reich nämlich bis zu einem gewissen Grad ein Abgeben der einen Seite.
Teile und herrsche
Das wird auf der zwischenstaatlichen Ebene vielleicht deutlicher als innerstaatlich: Setzt man die Gesamtheit der Ressourcen der Welt als absolute Grenze, ist und bleibt etwa der Welthandel eben doch ein Kuchen, der nicht so schnell wächst, wie man ihn teilen möchte oder muss. Auch diese Position ist natürlich nicht unangreifbar. Hingegen ist die alte Formel des “teile und herrsche” seit tausenden von Jahren in ihrer Gültigkeit unwiderlegt: Jede innergesellschaftliche oder zwischenstaatliche Trennlinie ist und bleibt ein politisch nutzbares Faktum, sei es die zwischen arm und reich, schwarz und weiß, jung und alt oder dazugehörig und fremd. Man muss nicht Carl Schmitts berüchtigte Freund-Feind-Unterscheidung bemühen, um die Konsequenzen zu verstehen.
Es bleibt im Fall Bill Gates dennoch eine spannende Frage, ob die Macht, die eine sehr große Menge Geld bedeutet, grundlegende Ungleichheiten wie die von arm und reich, an denen so starke Interessen und politische Grundspielregeln hängen, zu verschieben vermag. Wir glauben es vorerst und noch immer nicht.
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Info zum Beitrag: Arm und reich
Veröffentlicht am Freitag, den 24. Januar 2014 um 12:06 Uhr
Kategorien: Tag der Wahrheit
Tags: arm und reich, Arme Länder, Armut, Bill Gates, Carl Schmidt, Gates, Länder, Reichtum, Stiftung, Welthandel
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Stefan Wehmeier