Stilecht: Joseph Ratzinger tritt als Papst Benedikt 16. zurück
Bis zuletzt Joseph Ratzinger
Freitag, 15. Februar 2013 von AK

Joseph Ratzinger und das Wahlkollegium
Bis zuletzt Joseph Ratzinger
“Übergangspapst, “Hardliner”, “Papa Ratzi”; an Beinamen war Joseph Ratzinger in seiner Zeit als Papst Benedikt XVI. nicht arm. Versucht man jedoch, die kurze Amtszeit dieses Papstes auf einen Nenner zu bringen, so war Benedikt XVI. immer vor allem eines: Joseph Ratzinger – durch und durch und bis zuletzt in seinem Rücktritt. Die “Erkenntnis” erscheint banal, und doch erledigt sie mit einem Schlag beinahe alle Verwunderung, die dieser Papst, der ja zuvor als Joseph Kardinal Ratzinger kein Unbekannter war, während seiner Amtszeit hervorgerufen hat. Ratzingers Rücktritt – trotz der vielen Vergleiche mit Coelestin V. (Papst von Juli bis Dezember 1294) der einzige seiner Art – erscheint von dieser Warte aus nur folgerichtig.
Stilecht: Joseph Ratzinger tritt als Papst Benedikt 16. zurück
Vor seiner Wahl zum Papst war Joseph Ratzinger weder als Seelsorger, noch als Diplomat besonders in Erscheinung getreten, sondern – all dies im Gegensatz etwa zu seinem Vorgänger auf dem Stuhl Petri, Johannes Paul II. – als Theologe. Und im weiten Feld der katholischen Theologie beackerte der “einfache Arbeiter im Weinberg des Herrn” Joseph Ratzinger nicht irgendeine Parzelle, sondern die Königsdisziplin der Dogmatik (Glaubenslehre) samt religionsphilosophischem Unterbau. Karol Wojtyla hatte Ratzinger nicht zufällig 1981 zum Präfekten der Glaubenskongregation, der zentralen dogmatischen Institution der katholischen Kirche ernannt – er war schlicht der profilierteste Mann im Fachgebiet.
Das Vorhaben der Kirchenväter
An der religionsphilosophischen Basis der Theologie ist man im Grunde genommen noch immer mit dem Vorhaben der mittelalterlichen Kirchenväter beschäftigt; der Verknüpfung von Glaube und Vernunft. Das ist und war immer auch Joseph Ratzingers Thema. Das Thema eines hochintelligenten, philosophisch denkenden Mannes, der – wie Ratzinger – aber eben auch “im Glauben” lebt. Dieses Mammutprojekt – für den Ungläubigen unmöglich zu denken – ist meilenweit entfernt von dem, was die katholische Kirche (und nicht nur sie) schon so lange und noch immer hauptsächlich zusammenhält: die „einfache“ Art zu glauben, die man früher Volksfrömmigkeit nannte. Hierhin gehörte die Überzeugung von Joseph Ratzingers polnischem Vorgänger, das Ende seiner Amtszeit liege allein in Gottes Hand.
Selig sind, die nicht sehen
Für einen wie Joseph Ratzinger muss das schlicht gegen die Vernunft gehen und so hatte Benedikt XVI. keine Scheu, seine Amtszeit mit einem historischen Akt, der einen Präzedenzfall schafft, zu beenden. Dass der Rücktritt eines Papstes im Codex Iuris Canonici, dem zentralen kirchenrechtlichen Gesetzbuch, tatsächlich vorgesehen ist, ist erstaunlich. Uns dann auch wieder nicht; denn schließlich wird der nächste Stellvertreter Christi auf Erden auch wieder von gewöhnlichen Sterblichen (mit Kardinalshut) gewählt werden. Wie kann das eigentlich funktionieren?
“Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!”, sagt Jesus im Johannes-Evangelium zum “ungläubigen“ Thomas. Für die katholische Dogmatik und Joseph Ratzinger war es nie so einfach.
Themenverwandte Artikel, die Sie auch interessieren könnten:
Info zum Beitrag: Bis zuletzt Joseph Ratzinger
Veröffentlicht am Freitag, den 15. Februar 2013 um 20:49 Uhr
Kategorien: Tag der Wahrheit
Tags: Benedikt XVI, Glaube, Jesus, Joseph Ratzinger, katholische Kirche, Kirche, Kirchenväter, Papst, Papst Benedikt, Ratzinger, Thomas, Vernunft
-
Antonius Theiler geb. 1941
-
Antonius Theiler geb. 1941